Spinnweberei | IBA’27
4. Preis
städtebaulicher Wettbewerb
Uhingen, 2022
mit Stella Birda Architektur
und NUWELA Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur
Das Projekt basiert auf einer von seiner Umgebung, Geschichte und seinem funktionalen Potenzial abgeleiteten Idee. Der zentrale und kommunikative Entree Platz dient hierbei als Fortführung der Nord-Süd Verbindung von der Innenstadt/Filsufer zu den Wohnbauten im Nord bzw. des Haldenwaldes. Er fungiert als autofreier Drehpunkt des neuen Quartiers, schafft aber auch gleichzeitig Verbindungen für die nähere Umgebung zum Bahnhof, dem Fluss, der Schule und der Altstadt. Die von uns vorgeschlagene Fahrrad/Fussbrücke über die Gleise könnte diesen Bezug noch weiter stärken. Die weitläufigen Wiesen, das offene Gleisbett, die kleinteilige Einfamilienhausstruktur und die grossflächigen Produktionshallen bilden den Hintergrund für das dicht bebaute Baufeld des produktiven Quartiers der Spinnweberei. Die dichte Baumasse bildet einen starken Kontrast zum Freiraum der weiteren Umgebung mit Feldern, Wäldern und der niedriger Bebauung und schafft somit eine enge räumliche Verbindung von Produktion, Kreativität, Wohnen und Freiflächen.
Die Strategie setzt auf klare Atmosphären: es entstehen drei Schollen, die auf dem Grundstück zueinander zu schwimmen scheinen. Hierbei entstehen zwischen den Schollen und zu deren Nachbarn klare und vielseitige Aussenräume, Bewegungszonen und Raumbezüge. Die Schollen orientieren sich in ihrer Dimension sowohl an der Geschichte der Spinnweberei, als auch an den weiteren Industriegebäude entlang der Bahngleise. Als Schwerpunkt des Quartiers entsteht zwischen ihnen der Entree Platzals Anknüpfungspunkt zur Ulmerstrasse mit der neuen Bushaltestelle und einem Stadtbrunnen. Nach Süden werden die Schollen perforierter und kleinteiliger um zu der gegenüberliegende Einfamilienhausbebauungen vermitteln zu können. Zwischen den Schollen innerhalb unseres Quartiers bilden sich nach Norden und Westen zwei Fugen, welche die übergeordneten Verbindungen von NordSüd und OstWest thematisieren, und unsere Quartiersschollen erschließen. Diese Fugen bleiben autofrei. Nach Norden zu den Gleisen ziehen sich die Schollen zusammen und bilden somit das Rückgrat des Quartiers. Dieser Rücken dient sowohl als wichtiger Lärmschutz zu den Gleisen, als auch als einzige Autoverbindung zu unserem Quartiersdeck. Synonym wie der Gebäudeversprung am Entree Platz zur Ulmerstrasse, symbolisiert und stiftet das Quartiersdeck, mit der Turnhalle als Krone und der integrierten Brücke über die Gleise, das Quartier zur Bahnlinien und nach Norden.
Jede der drei Quartiersschollen besitzt ihren individuellen Freiraum, mit drei klaren aber sehr unterschiedlichen Atmosphären.
Alle Baufelder beinhalten dabei ein hohes Mass an funktionaler Durchmischung und typologischer Vielfalt; jedoch mit Rücksicht auf die jeweiligen unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen an ihre direkte Umgebung, Funktionalität und Benutzer. Dadurch entsteht eine urbane Dichte und ein enges Neben- ud Miteineinander der unterschiedlichen Nutzungen und sozialen und ökonomischen Abstufungen, mit dem Augenmerk auf Flexibilität für sich verändernde und zukünftige Bedürfnisse. Das simple Baukastenprinzip der Grundbausteine, aus denen sich die Quartiersschollen zusammensetzten, ermöglicht eine individuelle Steuerung von Qualität, Effizienz und Experiment. Nachhaltige und natürliche Materialien, zeitgemässe erneuerbare Energiesysteme, anpassungsfähige Strukturen und ein zukunfsgerichtetes Mobilitätskonzept charakterisieren das Quartier sowohl in der Planung, der Umsetzung als auch im Unterhalt und seiner Wandlung.
Innovative und hybride Gebäudetypologien ermöglichen und zelebrieren das Nebeneinander von Industrie, Werkstatt, Atelier, Studio, Büro, urbane Produktion, Dienstleistung, Mobilität, Freizeit, neuartige Wohnformen, unterschiedliche Freiräume, soziale Gemeinschaften, Individualität und Geborgenheit. Diese wichtige Vermengung passiert dabei horizontal, vertikal als auch diagonal.